Emely Knör, Akademische Mitarbeiterin
Titel
Sprachliche Vielfalt in Familienzentren und -treffs
Laufzeit
seit Januar 2021
Betreuung
Prof.‘in Dr. Cordula Löffler
Prof. Dr. Franziska Vogt (PH St.Gallen)
Förderung
Internationale Bodensee-Hochschule (IBH)
Kurzbeschreibung
Die lebenslaufbezogene Ausrichtung ermöglicht Familienzentren, als Orte der Bildung von und für Familien, bereits in der frühesten Kindheit Kinder und ihre Familien zu stärken. Adressiert werden besonders auch Familien mit Migrationshintergrund, da weiterhin – trotz vielfältiger Bemühungen – von einem Risiko für benachteiligte Lebenslagen ausgegangen werden muss (Edelmann, Fehr, Moll, Schilter & Wetzel 2013; OECD 2016). Sprachliche Kompetenzen werden als wichtiger Prädiktor für Bildungserfolg angesehen (Kempert, Edele, Rauch, Wolf, Paetsch & Darsow 2016; Troesch, Keller, Loher & Grob 2017). Zentrale Bedeutung, wenn es um die sprachliche Vielfalt in frühpädagogischen Institutionen geht, kommt den Orientierungen der pädagogischen Akteur:innen zu. Dabei können sich Diskrepanzen zwischen den fachlich-normativen Vorgaben und den subjektiven Orientierungen der pädagogischen Fachkräfte zeigen, die sich wiederum auf die Bildungserfolge auswirken können (Kratzmann, Smidt, Pohlmann-Rother & Kuger 2013). Die vorliegende Studie knüpft hier an und fragt nach den Orientierungen von Akteur:innen hinsichtlich der sprachlichen Vielfalt in Familienzentren.
Im Rahmen des rekonstruktiv-qualitativen Forschungsdesigns wurden acht digitale Gruppendiskussionen mit Akteur:innen von Familienzentren in der internationalen Bodenseeregion (AT, DE, CH) durchgeführt. Die Daten werden mit der Dokumentarischen Methode aufbereitet und ausgewertet (Bohnsack 2021; Przyborski 2004). Die komparative Analyse der Themen in den Diskussionen ermöglicht fallübergreifende Orientierungen zu rekonstruieren, die in einer Typenbildung zusammengefasst werden sollen.
Die Studie soll damit den aktuellen Diskurs über die die Bedeutung der Orientierungen frühpädagogischer Fachkräfte hinsichtlich sprachlicher Vielfalt um die Perspektive Familienzentrum ergänzen. Außerdem können an die bisherigen Forderungen zu Aus- und Weiterbildung angeknüpft und zentrale Themen für die Fachkräfte in Familienzentren formuliert werden. Denn wenn bereits in der frühesten Kindheit der Bildungsort Familie von Seiten der Akteur:innen in den frühpädagogischen Institutionen ressourcenorientiert und mit einer offenen positiven Haltung gestärkt wird, kann ein Beitrag zu Chancengerechtigkeit geleistet werden.
Literatur
Bohnsack, R. (2021). Rekonstruktive Sozialforschung (10. Auflage). Opladen: Barbara Budrich.
Edelmann, D., Fehr, J., Moll, R., Schilter, M. & Wetzel, M. (2013). Chancengerechtigkeit und Integration durch frühkindliche Bildung? Erkenntnisse für die Professionalisierung des pädagogischen Personals auf Grundlage einer empirischen Längsschnittstudie. In B. Grubenmann & M. Schöne (Hrsg.), Frühe Kindheit im Fokus (S. 119-139). Berlin: Frank & Timme GmbH.
Kempert, S., Edele, A., Rauch, D., Wolf, K.M., Paetsch, J., & Darsow, A. (2016). Die Rolle der Sprache für zuwanderungsbezogene Ungleichheiten im Bildungserfolg. In C. Diehl, C. Hunkler & C. Kristen (Hrsg.), Ethnische Ungleichheiten im Bildungsverlauf (S. 157–241). Wiesbaden: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-658-04322-3_5
Kratzmann, J., Smidt, W., Pohlmann-Rother, S. & Kuger, S. (2013). Interkulturelle Orientierungen und pädagogische Prozesse im Kindergarten. In G. Faust (Hrsg.), Einschulung. Ergebnisse aus der Studie „Bildungsprozesse, Kompetenzentwicklung und Selektionsentscheidungen im Vorschul- und Schulalter (BiKS)“ (S. 97-110). Münster: Waxmann.
OECD (2016). Exzellenz und Chancengerechtigkeit in der Bildung (PISA 2015 Ergebnisse, Bd. I). Paris: OECD Publishing. https://doi.org/10.1787/9789264267879-de
Pzyborski, A. (2004). Gesprächsanalyse und dokumentarische Methode. Wiesbaden: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90347-7
Troesch, L. M., Keller, K., Loher, S. & Grob, A. (2017). Der Einfluss des elterlichen Sprachengebrauchs auf den Zweitspracherwerb der Kinder. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 31(2), 149 – 160. https://doi.org/10.1024/1010-0652/a000204